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Kapitel 2 Wahrnehmung

1) Erklären Sie das Phänomen der Helligkeitskonstanz mithilfe der entsprechenden Fachbegriffe. Erläutern Sie das Phänomen anhand eines Beispiels.

Helligkeitskonstanz ist die Wahrnehmung gleichbleibender Lightness trotz Unterschiede in der Beleuchtung. Die Reflektanz der Oberfläche eines Objekts wird als homogen angenommen, auch wenn Teile davon im Schatten liegen. Dies gilt für einfache Umgebungen, matte Oberflächen und homogener Beleuchtung.
Ein Beispiel hierzu ist Adelsons Schachbrett-Illusion (2000). Die grauen Felder unter Beleuchtung haben exakt die gleiche Farbe wie die weißen Felder im Schatten und trotzdem nehmen wir einen Unterschied wahr, indem wir die im Schatten liegenden Felder als heller annehmen.
[Lightness ist die wahrgenommene Reflektanz; Reflektanz ist der Prozentsatz des reflektierten Lichts.]

2) Beschreiben Sie die räumliche Verteilung verschiedener Arten von Photorezeptoren auf der menschlichen Retina. Welche Konsequenzen hat diese Verteilung für das Sehen bei Tag und bei Nacht?

Verteilung der Sinnesrezeptoren:
Die Zapfen und Stäbchen sind ungleichmäßig über die Retina verteilt.
Im Blinden Fleck, die Stelle an dem der Sehnerv sitzt, befinden sich keine Rezeptoren.
Im Bereich der Fovea, das Zentrum des schärfsten Sehens, ist die Dichte der Zapfen am größten und besitzt an dieser Stelle das höchste räumliche Auflösungsvermögen. Zur Peripherie hin nimmt die Zahl der Rezeptoren pro Fläche stark ab. Die Stäbchen befinden sich in den Bereichen außerhalb der Fovea und sind dort relativ gleichmäßig verteilt.

Funktionen der Sinnesrezeptoren:
Die Stäbchen sind für die Wahrnehmung bei geringem Licht verantwortlich und dienen maßgeblich der Orientierung. (Das Lesen von Texten ist mit ihnen nicht möglich.)
Die Zapfen besitzen zwei grundlegende Funktionen.
Funktion 1 räumliche Auflösung
Beispiel 1 ohne Zapfen könnten wir unsere Umwelt nicht mehr so hoch auflösen. Konsequenz: Ein kleiner betrachteter Punkt hätte eine ähnliche Unschärfe, wie es ist, in der Nacht einen Stern mit bloßem Auge zu betrachten, da hier die hochauflösende Fovea nicht zur Verfügung steht.
Beispiel 2 wir könnten uns nur noch in der Dämmerung bzw. in der Nacht bewegen, da die verbleibenden Stäbchen viel zu empfindlich für Sonnenlicht sind.

Funktion 2 Farbsehen
Beispiel 1 ohne Zapfen wäre die Welt für uns ein „schwarz-weiß-Film“. So wie nachts, wenn die Farben für uns bereits verschwunden sind, doch die Umgebung selbst noch recht gut zu erkennen ist. („Nachts sind alle Katzen grau.“)
Beispiel 2 Wahrscheinlich wäre auch die räumliche Wahrnehmung ebenfalls beeinträchtigt, da wir nur noch Objekte mit starkem Kontrast unterscheiden können, da z. B. Effekte wie Farbkonstanz als Information nicht mehr zur Verfügung stehen.

3) Was versteht man unter den Gestaltgesetzen der Wahrnehmung? Beschreiben Sie mindestens vier anhand von Skizzen.

Wertheimer hat versucht Regeln aufzustellen, nach denen Elemente in für uns sinnvolle Einheiten gruppiert werden. Daraus wurden u. a. folgende Gestaltgesetze:

Gesetz der Ähnlichkeit

O X O X O X
O X O X O X
O X O X O X
O X O X O X

Gesetz der Nähe

O      O      O      O
O      O      O      O
O      O      O      O
O      O      O      O
O      O      O      O

Gesetz der guten Fortsetzung

Unabhängige Punkte werden automatisch zu einer Kette verbunden.

Gesetz des gemeinsamen Schicksals

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Gesetz der Prägnanz

Eine Form ist erkennbar, auch wenn ein Teil davon verdeckt ist.